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Das Prospero Consort ist ein Ensemble bestehend aus jungen Musikern, die sich der historischen Aufführungspraxis verschrieben haben in der Überzeugung, dass die Musik vergangener Jahrhunderte noch immer relevant für unsere Gegenwart ist. Ausgebildet an verschiedenen Musikhochschulen in der Schweiz und Deutschland eint uns der Anspruch, die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts in höchster künstlerischer Qualität darzubieten.

Das Prospero Consort spielt auf historischen Instrumenten und besteht aus einem festen Streichquartett mit Cembalo, je nach Programm wird das Ensemble durch Bläser und Sänger ergänzt.
Projekte mit ungewöhnlichen Programmen von Norddeutschland bis Neapel, vom Trio bis zur kammermusikalischen Aufführung von Bachkantaten belegen die Vielfältigkeit und Experimentierfreude des Ensembles. Neben der Beschäftigung mit Barockmusik bezieht das Ensemble auch immer wieder zeitgenössische Musik in seine Programme mit ein.

In unseren Konzerten stellen wir bekannte und unbekannte Werke einander in spannender Weise gegenüber, erproben neue Konzertformate und -orte und möchten unsere Leidenschaft für barocke Kammermusik auch an ein junges Publikum weitergeben.

Neben regelmässigen Konzerten in Zürich und der Nordostschweiz trat das Ensemble unter anderem auch am Internationalen Bachfest Schaffhausen und im Telemann-Zentrum Magdeburg auf und war mit Konzertmitschnitten auf Deutschlandfunk Kultur und SRF 2 Kultur zu hören.

Die Ausstrahlung von Radio SRF 2 Kultur von unserem Konzert vom 26.5.22 am Internationalen Bachfest Schaffhausen finden Sie hier: Link zur Mediathek von SRF

Aktuelles Programm

Universum Mensch

Der Mensch ist die Frage, was ist der Mensch?

Jean-Luc Nancy

Seit Tausenden von Jahren versucht der Mensch sich und das, was er eigentlich ist, zu ergründen.
Die Definition des Menschen des Philosophen Jean-Luc Nancy ist vielleicht deswegen so überzeugend und auf den Punkt, weil sie sich einer genauen Festlegung entzieht und den Menschen gerade dadurch in der Vielzahl seiner Facetten, Auseinandersetzungen und Widersprüchen erfasst.
Wir begegnen in unseren Programmen der Saison 2023/2024 der Frage nach dem Wesen des Menschseins auf musikalische Weise und haben uns dafür mit Themen wie dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft, der Rolle von Geist und Körper oder den inneren, psychischen und emotionalen Empfindungen des Menschen befasst.

Jedes unserer drei Konzertprogramme stellt eine andere Facette des Menschseins in den Mittelpunkt: beginnend bei einem kammermusikalischen Barockprogramm wird der Mensch in seinem Dasein als interagierendes, soziales Wesen betrachtet.
Das zweite Konzert beschreibt anhand von barocker Musik die innersten, verborgenen und abgründigen Seiten der menschlichen Psyche.

Abschliessend setzen wir uns in einem dreiteiligen Programm mit Ratio, Physis und Emotio, drei grundlegenden Bestandteilen des menschlichen Wesens auseinander.

Musikalisch spannen wir einen weiten Bogen von früheren barocken Kompositionen von B. Marini, J.Chr. Bach oder M. Locke über bekannte Werke wie die Bachkantate „Weichet nur, betrübte Schatten“ oder F. Geminianis „La Folia“, die wir in einer kleineren, intimen Kammermusikbesetzung oder in grösserer, durch Sänger und Holzbläser erweiterter Besetzung spielen.

Im letzten Programm beziehen wir Werke des 21. Jahrhunderts in die Konzerte ein: Werke von Komponisten wie J. Cage, G. Kurtag, K. Saariaho oder K. Stockhausen werfen durch die zeitgenössische Tonsprache noch einmal ein anderes Licht auf die Frage, was Menschsein nun eigentlich bedeutet.

Über das Gemeinsame: Die Kunst, sich zu begegnen

28. 9. 2023, 19.30 Zürich, Hirschengraben34
29. 9. 2023, 19.30 Schaffhausen, Haberhaus
1.10. 2023, 11.00 Varazdin (Kroatien), Schloss Trakoscan (Auftritt im Rahmen des Festivals Varazdiner Barockabende)
1.10.2023, 19.30 Prelog (Kroatien), (Auftritt im Rahmen des Festivals Varazdiner
Barockabende)

Über das Verborgene: Eine Geschichte der Suche

12.1.2024, 19.30 Zürich, Lavatersaal
14.1.2024, 17.00 Schaffhausen, Zunftsaal Sorell Hotel Rüden

Über das Individuelle: Das Mass aller Dinge

Kapitel 1: Ratio

8.3.2024, 19.30 Stein am Rhein, Kulturhaus Obere Stube (in Zusammenarbeit mit der Jakob und Emma- Windler-Stiftung)
9.3.2024, 19.30 Zürich, Friedhofforum Sihlfeld(In Zusammenarbeit mit der Konzertreihe Prima Volta)

Kapitel 2: Physis
22.3.2024, 19.30 Schaffhausen, Promenadenpark/Pavillion im Park
23.3.2024, 19.30 Zürich, Friedhofforum Sihlfeld (in Zusammenarbeit mit der Konzertreihe Prima Volta)

Kapitel 3: Emotio
13.4.2024, 19.30 Zürich, Friedhofforum Sihlfeld (In Zusammenarbeit mit der Konzertreihe Prima Volta)
14.4.2024, 17.00 Neuhausen am Rheinfall, Rhyality Immersive Art Hall

mit:

Leonie Flaksman, Daria Spiridonova, Nora Eder, Andrés Murillo, Violine – Dominik Klauser, Viola – Marie-Louise Wundling, Malena Pflock, Cello – Dina Kehl, Violone – Lukas Stamm, Cembalo – Mei Kamikawa, Oboe – Adrià Sanchez Calonge, Fagott – Emilie Inniger, Kathrin Hottiger, Sopran – Desirée Mori, Alt – Zacharie Fogal, Tenor – Konstantin Paganetti, Bass

Konzeption / künstlerische Leitung: Marie-Louise Wundling, Lukas Stamm

Über das Gemeinsame: Die Kunst, sich zu begegnen

Wir begegnen uns. Auf der Strasse, zuhause, im Alltag, Beruf oder in der Freizeit. Geplant oder zufällig, überraschend oder vorhersehbar kreuzen sich Wege, überschneiden sich Momente. Miteinander in Kontakt tretend, kommen wir nahe, teilen, entscheiden, wenden uns ab, lassen oder kehren zurück. Funktionieren agierend, reagierend im Bekannten, gehen im Unbekannten verloren. Prallen aufeinander und aneinander ab, werden angezogen, abgestoßen, aus der Bahn geworfen oder von Zweifeln befreit, inspiriert und infrage gestellt.

Und in dem dichten, niemals stillstehenden Geflecht menschlicher Aufeinandertreffen stellt sich die Frage, wo das Ich aufhört und das Wir beginnt. Wo das Wir aufhört und das Ich beginnt.
In diesem kammermusikalischen Programm setzen wir uns auf einer musikalischen Ebene mit dem Thema Begegnungen auseinander und stellen uns die Frage, was uns verbindet oder unterscheidet, wo wir uns begegnen und wann wir vielleicht lieber unsere eigenen Wege gehen.

Carl Philipp Emanuel Bach (1714 – 1788) Sinfonia für Streicher und B.c. e-moll, Wq 177
Allegro assai – Andante moderato – Allegro

Jean-Philippe Rameau (1683 – 1764) Pièces de clavecin en concerts, 1. Suite

La Coulicam – La Livri. Rondeau Gracieux – Le Vézinet

Johann Friedrich Fasch (1688 – 1758) Sonate für 2 Violinen, Viola und B.c. d-moll, FWV N:d3
Largo – Allegro – Largo – Allegro

Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) Sonate für Violine und B.c. G-Dur, BWV 1021

Adagio – Vivace – Largo – Presto

Johann Sebastian Bach Sonate für 2 Violinen und B.c. G-Dur, BWV 1038

Largo – Vivace – Adagio – Presto

Georg Philipp Telemann (1681 – 1767) Sonata à 4 für zwei Violinen, Viola und B.c. a-moll, TWV 43:a5

Grave – Allegro-Adagio – Allegro – Largo e staccato – Allegro

Johann Sebastian Bach Contrapunctus I, aus: Kunst der Fuge, BWV 1080/1
Choral: Verleih uns Frieden gnädiglich, BWV 42/7 (3’)

In seiner Sinfonia in e-moll komponiert Carl Philipp Emanuel Bach unterschiedlichste Konstellationen der Instrumentalstimmen. Blockhaftes Unisono und Dialog zwischen den Instrumenten wechseln sich ab, verschiedene Solo-Instrumente treten hervor und fügen sich wieder ins Tutti ein.
Auch Telemann und Fasch erkunden in ihren Quartettsonaten verschiedene Wege, vier Stimmen zusammen zu führen, von einer klar definierten Rollenverteilung von Solist und Begleitung zu einer Gleichheit der Rollen der individuellen Stimmen.

Polyphonie im Sinne einer Fuge ist natürlich das Musterbeispiel der Unabhängigkeit und Gleichwertigkeit der Stimmen. Für dieses Programm haben wir einen Contrapunctus aus der Kunst der Fuge ausgewählt, vielleicht der Inbegriff des polyphonen Komponierens.

In einer Gruppe sein heisst zudem, unterschiedliche Perspektiven auf dieselbe Sache zu haben. Wir haben zwei Werke ausgesucht, die dies in metaphorischer Weise in Musik ausdrücken: In Rameaus Pieces de clavecin en concerts hat der Komponist seine eigenen Cembalo-Solostücke zu einem Trio umgearbeitet, in dem die Rolle des Cembalos im Verhältnis zu Geige und Cello eine ganz andere ist.

Eine andere faszinierende Art, sich dem Thema zu widmen, finden wir in Bachs Triosonate BWV 1038: Hier hat Bach die gesamte Basslinie seiner Violinsonate BWV 1021 genommen und darüber ein neues Werk komponiert: eine neue Sonate für zwei Oberstimmen und im galanten Stil. Zwei Stücke teilen ihr Fundament und klingen dennoch so unterschiedlich.

Am Ende des Konzerts steht ein Choral. Wir beziehen uns so auf die Tradition, ein Werk zu beenden, indem sich alle Beteiligten zu einer grossen, singenden und spielenden Gemeinschaft zusammenschliessen.
Wir begegnen uns in den gemeinsamen Harmonien, den Linien der Stimmführung und in der Suche nach dem musikalischen Ausdruck.

Über das Verborgene: Eine Geschichte der Suche

Sie begegnet uns das erste Mal schon im 2. Jahrhundert nach Christus bei dem lateinischen Dichter Apuleius: Psyche, ein junges Mädchen, die in ihrer Leichtigkeit und Schönheit alle anderen Frauen überstrahlt und durch Gutgläubigkeit und Unschuld die Herzen der Männer gewinnt. Doch die Göttin Venus, Symbol der Weiblichkeit und des Verlangens, zürnt ihr deswegen und auch die Liebe des geflügelten Amors bringt Neid, Misstrauen und Zwietracht in das Leben der Psyche, die am Ende nur mit göttlicher Hilfe aus dem mythologischen Handlungsgewirr herausfinden kann.

Zur Göttin und dadurch unsterblich geworden, kennen wir sie heute noch: Die Psyche, der Sitz der Seele oder, wie der Duden sagt „die Gesamtheit des menschlichen Fühlens, Empfindens und Denkens“, hat sich in den letzten Jahrtausenden ihrer menschlichen Gestalt entledigt und beschränkt sich nun darauf, aus dem Verborgenen die Geschicke der Menschen zu steuern. In Anbetracht ihrer Vergangenheit ist sie vorsichtig geworden und behält es sich weitestgehend vor, ihre Gestalt, ihren Wohnort oder ihr Ansinnen zu preiszugeben.

Nur ab und zu blitzt sie, unvorhersehbar und überraschend, aus dem Dunklen hervor und nimmt uns mit in ihr Labyrinth aus verworrenen Richtungen, schwarzer Löcher und gähnender Leerstellen, in dem Halt gebende Regeln und Vorstellungen zerbrechen und den Blick auf rauschhafte, zerstörerische, tabulose Abgründe freigeben.
Doch ihrer vereinnahmenden Kraft bewusst wird sie nie lange bleiben und sich bei Zeiten, bevor ernsthaft Schaden oder gar Veränderung verursacht worden sind, wieder an die Ortlosigkeit zurückziehen, aus der sie erschienen ist. Um uns mit Emotionen, Eindrücken und Fragen zurücklassen.

In dem musikalische Programm begegnet uns Psyche in unterschiedlichen Momenten ihres Lebens.
Zunächst als junges, unschuldiges und schmetterlinggleiches Mädchen, das durch das Capriccio von B. Marini „in modo di lira“ (Lyra = antike Harfe der griechischen Götter) repräsentiert wird. Ausschnitte aus Matthew Lockes Oper „Psyche“ bringen Unruhe in die Idylle, in der sich Psyche bis dahin zuhause fühlte, ihr inneres Gleichgewicht ins Wanken und führen uns in das dunkle Labyrinth Überall und Nirgendwo, in das sie sich zurückgezogen hat.
Die folgenden Stücke von Geminiani, Purcell, Marini und J.Chr. Bach stehen für eine Ort im menschlichen Inneren, der anstelle von reellen Ereignissen und rationalen Vorgängen vom emotionalen Erleben und Zuständen unterschiedlichster Art geprägt ist.
Die abschließende Kantate von J.S. Bach „Nach dir, Herr, verlanget mich“ wendet, in Anschluss an die Sonate von J. Rosenmüller den Blick wieder nach aussen und sucht Halt und Antworten jenseits des Irdischen.

Biagio Marini (1594 – 1663) Capriccio in modo di lira per violino solo, Op.8/14
Matthew Locke (1621 – 1677) Instrumentalsätze/Ausschnitte aus der Oper „Psyche“
Francesco Geminiani (1678 – 1762) Concerto grosso d-moll , H143 „La Folia“
Biagio Marini Sonata in ecco con tre violini, Op.8/44
Henry Purcell (1659 – 1695) „When I am laid in earth“, Arie der Dido aus „Dido und Aeneas“
Henry Purcell Fantasia Nr.9 a-moll a 4 Z. 740
Johann Christoph Bach (1642 – 1703) Ciacona „Mein Freund ist mein“ aus der Kantate „Meine Freundin, du bist schön“
Johann Rosenmüller (1619 – 1684) Sonata settima á 4
Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) Nach dir Herr, verlanget mich. Kantate BWV 150

Ein erweitertes Programmbooklet in einer mindmap-ähnlichen Form verdeutlicht die Geschichte der Psyche unseres Programms nochmals und wirft gleichzeitig durch ein Sammelsurium aus themenverbundenen Zitaten, Kunstwerken oder historischen Quellen einen eigenen und interpretatorischen Blick auf den Inhalt bzw. die Aussage der Kompositionen.

Über das Individuelle: Das Mass aller Dinge

„Nosce te ipsum“ – Erkenne dich selbst, so definiert der schwedische Biologe Carl von Linné 1735 in seiner Systema Naturae den Menschen. Keine ausführliche Beschreibung der körperlichen Merkmale wie bei anderen Arten, sondern die Aufforderung zur Selbstbetrachtung.
In einer Zeit wie heute, in der Frage nach dem Wesen des Menschen akut ist wie wohl noch nie, lohnt es sich auch mit musikalischen Mitteln den Menschen genauer zu betrachten. In drei Konzerten betrachten wir drei Aspekte des menschlichen Daseins: Ratio, Physis und Emotio.

Der Mensch als denkendes Wesen steht im Zentrum unseres ersten Programms, der Mensch als Individuum, der sich mit Hilfe der Vernunft mit sich selbst auseinandersetzen kann.
Der Mensch als körperliches Wesen steht im Fokus des zweiten Programms, das sich mit dem Verhältnis zwischen dem Menschen und der/seiner Natur beschäftigt.

Im dritten Programm schliesslich beschäftigen wir uns mit dem Menschen als empfindendes Wesen, seinen Gefühlswelten und ihrem Ausdruck.

In drei ungefähr einstündigen Kammermusikkonzerten treffen Werke vergangener Tage auf Musik der Gegenwart. So versuchen wir Zusammenhänge, Gemeinsamkeiten, aber auch Brüche und Entwicklungen zwischen der Musik vergangener Jahrhunderte und der Musik von heute herauszuarbeiten und vorzustellen.

Kapitel 1: Ratio. Ein Lecture Recital
lateinisch ratio = Vernunft; (Be)rechnung; Rechenschaft; vgl. Rede

Alvin Lucier (1931 – 2021) I am sitting in a room
Guillaume de Machaut (~1300-1377) Ma fin est mon commencement
Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) Ricercar a 3 aus Das musikalische Opfer, BWV 1079

Reflexion/Lecture „Was ist der Mensch?“
Lisa Streich *1985 MINERVA für Barockcello

Reflexion/Lecture „Was ist der Mensch?“
Anton Webern (1883 – 1945) Streichtrio op.20
Johann Sebastian Bach Ricercar a 6 aus Das musikalische Opfer

„I am sitting in a room“ ist wohl die Ausgangslage eines jeden Komponisten oder auch Philosophen beim Nachdenken. Während Lucier in seinem Stück klanglich gewissermassen einen Denkprozess, vom Individuum bis in die Unendlichkeit nachvollzieht, ist Machauts „Ma fin est mon commencement“ ebenso eine Auseinandersetzung mit dem Unendlichen, ein Stück, das aufgrund der verwendeten Regeln sowohl vorwärts als auch rückwärts gespielt werden kann, dessen Ende also gleichzeitig sein Anfang ist.

Ratio, also Vernunft, Verstand, bedeutet in diesem Programm nicht nur denken, sondern meint auch die Vernunft, die Regelbasiertheit, die Ordnung. Bachs Ricercari aus dem musikalischen Opfer sind Zeugnis seiner „musicalischen Wissenschaft“, es sind komplexe Architekturen, aus einem Thema gewonnen, nach einem ausgeklügelten Regelwerk verarbeitet. Auch in Weberns Streichtrio, seinem ersten zwölftönigen Werk, spielt die Ordnung der Dinge, der musikalischen Themen eine wichtige Rolle. In der dodekaphonen Musiksprache nimmt Webern seine intensive Beschäftigung mit der Musik Machauts und Bachs auf und findet aber ganz neue musikalische Ordnungsprinzipien.

In unser Konzert binden wir zwei Reflexionen von jungen Wissenschaftler:innen ein, die sich mit dem Wesen des Menschen auseinandersetzen.
Das ganze Programm soll in einem speziellen räumlichen Setting stattfinden: nachdem der Performer im Lucier-Stück auf der Bühne gesprochen hat, erklingt Machauts Rondeau um das Publikum herum. Cembalo und Redner befinden sich auch auf der Bühne, sodass der zweite Teil auf der Bühne erklingt.

Kapitel 2: Physis. Ein Bewegungskonzert in fünf Stationen

griechisch phýsis = Natur, natürliche Beschaffenheit

I
Jean-Féry Rebel (1666 – 1747) Le Chaos

II
Kaija Saariaho (1952 – 2023) Le Jardin Secret II
John Cage (1912 – 1992) Child of Tree

III
Karlheinz Stockhausen (1928 – 2007) Aus den sieben Tagen
Richtige Dauern
Verbindung
Setz die Segel zur Sonne

IV
Simon Steen-Andersen (*1976) Study #1 for string instrument
Giuseppe Tartini (1692 – 1770) Caprice

V
Jean-Féry Rebel Les Caractères de la Danse

Verschiedene Aspekte des Physischen stehen im Zentrum unseres zweiten Programms: Die Entstehung der Natur aus dem Chaos in Rebels avantgardistischer Orchestersuite „Les élémens“ von 1737, die Entstehung des Menschen in Saariahos Stück für Cembalo und Elektronik, Aspekte der Veränderung oder des Zufällligen in Cages Child of Tree oder intuitive Klänge in Stockhausens „Aus den sieben Tagen“.

Die Natur wird nicht nur klanglich beschrieben, in den Werken von Cage und Stockhausen brauchen wir auch Pflanzen als Instrumente. In einer Zeit, in der das Verhältnis zwischen Mensch und Natur aufgrund des Klimawandels neu definiert werden muss, finden sich in diesen Werken auch interessante Anknüpfungspunkte zur Nutzung der Natur und zur Inspiration aus ihr.

Ein weiterer Aspekt des Körperlichen ist das Virtuose, die Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der dem Mensch gegebenen Natur. Stellvertretend dafür stehen das Werk von Steen-Andersen, das mit Hilfe von notierten Bewegungen komponiert ist, sowie die Caprice von Tartini, die stellvertretend für eine physische, virtuose Perspektive im historischen Repertoire steht.

Diesen Gedanken einer Choreografie von vorher festgelegten Bewegungen weiter verfolgend kommen wir schlussendlich zum Tanz, in Les Caractères de la Danse beschreibt Rebel unterschiedliche Tänze seiner Zeit.
Dieses Konzert möchten wir als Wandelkonzert an fünf Stationen in zwei Parks, im Alten Botanischen Garten in Zürich und im Promenadenpark in Schaffhausen anbieten.

Kapitel 3: Emotio. Ein Konzert in der Blackbox

französisch émotion, zu: émouvoir = bewegen, erregen < lateinisch emovere = herausbewegen, emporwühlen

Dieter Ammann (*1962) Piece for cello. Imagination against numbers
John Dowland (1563 – 1626) Come away, sweet Love
Volkslied S isch äbe ne Mönsch uf Ärde
Improvisation über Volkslied für Cembalo solo
György Kurtág (*1926) aus Jelek, játékok és üzenetek für Streichtrio
L’homme est une fleur
Jelek VI
György Kurtág Kafka-Fragment: 4b. Eine lange Geschichte
Luca Marenzio (1553 – 1599) Sul carro della mente auriga siedi. arr.. für Streichquartett
Volkslied Schönster Abestern
György Kurtág A Very Slow Waltz
Jelek II
Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) Weichet nur, betrübte Schatten. Hochzeitskantate BWV 202

Kurtágs Jeleks sind gewissermassen ein musikalisches Tagebuch des Komponisten. Die kurzen, fragmentarischen Stücke entstehen spontan und schnell und beschreiben verschiedene Emotionen. Diese Tagebucheintragungen bilden den roten Faden durch unser Programm. Wie in einem Drehbuch folgen wir Gefühlszuständen von Melancholie über Hoffnung bis hin zum Happy-End in Bachs Hochzeitskantate, die sich mit dem Wesen der Liebe auseinandersetzt.

Auf dem Weg finden wir: Schweizer Volkslieder, die uns auf eine sehr direkte Weise emotional ansprechen, Musik um 1600, die die geistige Wende zum Individualismus, der Beschäftigung mit den eigenen Emotionen zeigt, wir finden ein Kafka-Fragment Kurtágs, das mit lakonischer Ironie über Gefühle nachdenkt und eine ganz persönliche emotionale Auseinandersetzung in einer Improvisation.

In diese unterschiedlichen Gefühlswelten einführen wird Dieter Ammanns Stück für Cello solo, das sich mit dem Primat der Vorstellungskraft gegenüber den Zahlen beschäftigt.

Das ganze Konzert soll in einer Art Black-Box stattfinden, ausgehend vom Gedanken, dass dem Menschen seine Gefühlslagen auch nicht sichtbar erscheinen und oft ein unbekanntes Territorium darstellen. Das Publikum soll auf dem Boden auf Matratzen in einem soweit wie möglich abgedunkelten Raum liegen.

Bisherige Programme

Die Berechnung der Unendlichkeit

Über das Programm
Der Kreis, eine geometrische Figur ohne Ecken, Kanten, Anfang oder Ende, fasziniert die Menschheit seit einer langen Zeit. Schon die alten Ägypter wollten seine Fläche berechnen; Archimedes versuchte gar, das runde Gebilde in ein Quadrat zu verwandeln, um so den Inhalt des Sinnbilds der Unendlichkeit erfassen zu können. Erst im 17. Jahrhundert gelang es, eine Konstante zu finden, mit deren Hilfe der Flächeninhalt eines Kreises berechnet werden konnte: die Zahl Pi, eine reelle und, aufgrund der unendlich großen Anzahl von Kommastellen, irrationale Zahl.
Und um den Ende der Ewigkeit ein Stück näher zu kommen, rechnet man sich nun, Zahl um Zahl, Millionen und Billionen Stellen nach dem Komma, der Definition der Unendlichkeit entgegen. Und läuft doch nur Gefahr, sich auf dem Weg dahin in ihr zu verlieren.
Das musikalische Programm setzt sich mit kompositorischen Aspekten des Themas Kreis/Unendlichkeit auseinander. Durch drei elektronische Einspielungen, die auf der Zahlenfolge der Zahl Pi basieren, wird das Programm in drei Abschnitte geteilt:

  1. Der Kreis als Gebilde ohne Anfang und Ende ermöglicht endlose Rotation und Bewegung:
    „Ma fin est mon commencement“ von G. de Machaut zeigt genauso wie L. Berios „Rounds“ für Cembalo solo den Aspekt der unendlichen Zirkulation inhaltlich sowie kompositorisch. Das berühmte Ricercar á 3 von J.S. Bach erweitert diesen Aspekt durch die komplexe, kanonische Struktur sowie den Bezug auf die göttliche Zahl Drei.
  2. π als Darstellung einer unendlichen Zahlenreihe/Ein Ton als Träger unendlich vieler Obertöne/Ein Ton als Geburtszelle eines ganzen Werkes: Die „Fantasia upon one note“ von H. Purcell baut auf dem konstanten, durchgehend geloopten und von einer Stimme gespieltem C auf. Der zweite Satz der Solosonate für Viola von Ligeti spielt mit ebendiesem Loop-Gedanken. Der sechste Satz, eine Chaconne, basiert dann, als Erweiterung des beschriebenen Gedankens, auf einem mehrtönigen Bassmotiv. Die Ciacona von D. Buxtehude ist eine frühere Version dieser zugleich freien und festgelegten Kompositionsform dar.
  3. Unendliche Zahlenfolge von π/Unendlichkeit als fortpflanzende Bewegung ohne Ziel und Ende:
    Ein moderner Kanon von Schönberg sowie ein barocker von Telemann zeigen die endlose Fortpflanzung ein und der selben Tonstruktur, die gespielt werden kann, ohne jemals an ein Ende zu gelangen. Das Stück „Composition 1960#7“ von La Monte Young stellt quasi die Quintessenz dieser niemals endenden Bewegung dar: eine Quinte, „held for a long time“.

Programm
π: Elektronische Zuspielung, basierend auf der Zahlenreihe von π
G.d.Machaut (1300-1377): Ma fin est mon commencement (arr. für Vl., Vl., Va.)
L. Berio (1925-2003): „Rounds“ für Cembalo solo
J.S. Bach (1685-1750): Ricercar á 3 (arr. für Vl., Va., Vc.)

π: Elektronische Zuspielung, Loop eines Tons
H. Purcell (1659-1695): Fantasia upon one note (arr. für Vl., Vl., Va., Vc., Cmb.)
G. Ligeti (1923-2006): aus Sonate für Viola Solo: 2. Loop, 6. Chaconne chromatique
D. Buxtehude (1637-1707): Ciacona in e-Moll (arr. für Vl., Vl., Va., Vc., Cmb.)

π: Elektronische Zuspielung, Cluster basierend auf der Zahlenreihe von π
A. Schönberg (1874-1951): unendlicher, vierstimmiger Spiegelkanon (arr. für Vl., Va., Vc., Cmb.)
G.Ph. Telemann (1681-1767): Zirkelkanon (arr. für Vl., Vl.)
L.M. Young (*1935): Composition 1960#7 (arr. für Va., Vc.)

Daria Spiridonova, Violine, Dora Alexiadou, Violine, Dominik Klauser, Viola, Marie-Louise Wundling, Cello, Lukas Stamm, Cembalo

Konzerte
Montag 29.5.2023, 19.00 Einsiedeln, Bibliothek Werner Oechslin
Freitag 16.6.2023, 19.30 Schaffhausen, St. Anna-Kapelle (im Rahmen des Festivals Schaffhauser Kulturtage)
Sonntag 18.6.2023, 17.00 Zürich, Atelier für Kunst und Philosophie


Dramma in musica

„Die ganze Welt ist eine Bühne, und alle Männer und Frauen nur Spieler.“ lässt William Shakespeare in Wie es euch gefällt den melancholischen Jacques in einem Monolog sagen.
Dieser Gedanke, die Verbindung zwischen Welt und Theater ist vielleicht in keiner Epoche so greifbar wie im Barock. Inszenierungen des Prunks und der Macht gehören zum Alltag an den Königshöfen des Zeitalters, die Grenzen von Schein und Sein verschwimmen, das Theater als Kunstform wird populärer, vielfältiger und wirkmächtiger denn je.
In diesem Programm suchen wir nach Beziehungen zwischen instrumentaler barocker Kammermusik und Schauspiel. Die Opern- bzw. Theaterbühne ist Ort des Dramas, der enttäuschten Liebe, von Rache und Vergeltung… Wie kann Musik das Geschehen und die Emotionen des Theaters abbilden?


In Telemanns Ouverture burlesque finden wir die berühmten Figuren der commedia dell’arte wie Arlecchino, Colombine oder Pierrot charakterisiert. Couperins Apothéose de Corelli ist gar Instrumentalmusik, die eine szenische Handlung beschreibt, nämlich den Aufstieg des von Couperin verehrten Komponisten Corelli in den Parnass. Telemanns Suite aus L’Omphale und Geminianis La Foresta incantata sind dagegen beide eigentlich für die Bühne komponiert, Telemanns Werk ist eine Zusammenstellung von Instrumentalsätzen aus einer verschollenenen Oper, während Geminianis „Zauberwald“ als Begleitmusik zu einer Pantomime konzipiert wurde.
Hasse schliesslich, der vierte Komponist unseres Programms, war einer berühmtesten Komponisten des Barock, hochgeachtet und geehrt für seine Opern. Seine Instrumentalmusik ist spektakulär wie seine Bühnenwerke und dennoch völlig in Vergessenheit geraten. Man hört die Vertrautheit des Komponisten mit den extremen Gefühlslagen der Theaterwelt, die er etwa in seiner g-moll-Symphonie in sehr interessanter Weise in die Instrumentalmusik übersetzt. Dramma in musica eben!

Georg Philipp Telemann: Suite aus L’Omphale für Streicher und B.c. TWV 55:e8
Ouverture – Pastorale – Bourrée – Passepied – Les Jeux – Les Magiciens – Menuet en rondeau
Francesco Geminiani: Auswahl aus La Foresta incantata
François Couperin: L’Apothéose de Corelli (12’)
Johann Adolph Hasse: Symphonie pour deux violons, alto et basse g-moll Op. 5/6
Allegro – Andante – Allegro
Georg Philipp Telemann: Ouverture burlesque für Streicher und B.c. TWV 55:B8 (15’)
Ouverture burlesque – Scaramouches – Harlequinade – Colombine – Pierrot – Menuet I/II – Mezzetin en Turc

Leonie Flaksman, Daria Spiridonova, Violinen / Dominik Klauser, Viola / Marie-Louise Wundling, Cello / Lukas Stamm, Cembalo

Daten

  • Donnerstag, 5.1. 2023, 19.30: Zürich, Lavatersaal
  • Freitag, 6.1. 2023, 19.30: Schaffhausen, Haberhaus
  • Sonntag, 8.1. 2023, 11.00: Magdeburg, Zentrum für Telemann-Pflege und -Forschung

songs for a promised land (am 29. Internationalen Bachfest Schaffhausen 2022)

Im Mittelpunkt des Programms steht die Frage der condition humaine, der Existenz des Menschen, zwischen „patrie perdue“ und „paradis promis“ (wie es bei Camus heisst). Auch im Sinne des Überthemas des Bachfests 2022 „grenzenlos“ soll die Thematik des Konzerts die Suche nach dem gelobten Land, wie es von Christoph Birkmann im Libretto der Kreuzstabkantate angesprochen wird, und der terra promessa in den Gedichten Giuseppe Ungarettis sein.

Bei Bach wird das gelobte Land im Jenseits, bei Gott gesucht und im Glauben dort auch gefunden. Spielt man diese Musik heute, stellt sich die Frage, inwiefern wir dies als moderne Menschen überhaupt noch nachvollziehen können. Doch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft ist natürlich nach wie vor eine der drängendsten Thematiken unserer Existenz. Insofern soll mit dem Werk Lukas Stamms eine Stimme des 21. Jahrhunderts auf Bach antworten. Mit dem gleichen Instrumentarium und doch völlig anders, in seiner eigenen Klangsprache, versucht der junge Schweizer Komponist durch die Texte Ungarettis diese Fragen der Suche nach der terra promessa musikalisch zu reflektieren.

Dazu sollen als Ergänzung Instrumentalstücke von Bach und Buxtehude sowie zwei barocke Solokantaten und ein Stück von Luigi Nono das Programm bilden: Djamila Boupacha aus den Canti di vita e d’amore für Sopran solo. Auch in diesem Werk geht es auch um die Hoffnung, dass einmal ein anderer Tag, in diesem Falle auch eine andere, gerechtere Gesellschaft anbrechen wird.

J. S. Bach (1685 – 1750) – Sinfonia aus BWV 21 „Ich hatte viel Bekümmernis“ (3′)

Luigi Nono (1924 – 1990) – Djamila Boupacha (aus Canti di vita e d’amore) für Sopran solo (5’)

Dieterich Buxtehude (1637 – 1707) – Ciacona e-moll BuxWV 160 für Ensemble (5’)

Franz Tunder (1614 – 1667) – An Wasserflüssen Babylon für Sopran, Streicher und B.c. (4’)

J. S. Bach – An Wasserflüssen Babylon BWV 267 für Vokal- und Instrumentalensemble (2’)

Johann Christoph Bach (1642 – 1703) – Ach, dass ich Wassers gnug hätte für Alt, Streicher und Continuo (7’)

Lukas Stamm (*1994) – Ultimi Cori per la Terra Promessa für Vokalquartett und Barockensemble nach Texten von Giuseppe Ungaretti (20’)

J. S. Bach – Ich will den Kreuzstab gerne tragen BWV 56 (19′)

Kathrin Hottiger – Sopran / Desirée Mori – Alt / Joël Morand – Tenor / Konstantin Paganetti – Bass
Mei Kamikawa – Oboe I / Hitomi Inoue-Odermatt – Oboe II / Laura Alvarado – Oboe da caccia / Adriá Sanchez Calonge – Fagott / Jonas Krebs – Violine I / Leonie Flaksman – Violine II / Dominik Klauser – Viola / Marie-Louise Wundling – Cello / Thomas Dombrowski – Violone / Lukas Stamm – Cembalo

Daten

  • Donnerstag, 26. 5. 2022, 20.30: Schaffhausen, Kammgarn

chiaroscuro

Heftige Kontraste, intensive Farben, dramatische Wechsel zwischen Dunkel und Hell: dies ist Chiaroscuro im Sinne der Malerei des 17. Jahrhunderts. In unserem neuen Programm suchen wir diese Phänomene und Emotionen auch in der Musik. Die Kammermusik jener Epoche kennt ebenfalls jäh wechselnde Affekte, energiegeladene virtuose Passagen wechseln sich ab mit hellen, zarten, ruhigen Momenten. Harmonische Verrücktheiten und schlichte Kantilenen folgen dicht aufeinander.

Venedig, Rom, Florenz; die grossen Städte Italiens sind einander gleichzeitig Konkurrenz und Inspiration. Prägende Künstlerfiguren wie Caravaggio in der Malerei oder Corelli in der Musik üben ihren Einfluss auf ganze Generationen aus.

Wie in früheren Programmen ist es uns auch dieses Mal ein Anliegen, bekannteres und unbekannteres Repertoire nebeneinander zu stellen. Trouvaillen wie die Triosonaten der Novareser Komponistin Isabella Leonarda oder des völlig in Vergessenheit geratenen Venezianers Giorgio Gentili treten in Beziehung zur Musik von Komponisten wie Corelli oder Vivaldi, die schon zu Lebzeiten bekannt und nach wie vor populär sind. So versuchen wir das vielfältige, kontrastreiche Panorama der barocken italienischen Kammermusik im 17. Jahrhundert abzubilden.

Werke von Legrenzi, Leonarda, Uccellini, Gentili, Marini, Corelli, Rossi, Vivaldi und Reali

Jonas Krebs, Leonie Flaksman, Violinen / Marie-Louise Wundling, Violoncello / Lukas Stamm, Cembalo

Daten

  • Freitag, 4. 3. 2022, 19.30: Herisau, Casino Kleiner Saal
  • Samstag, 5. 3. 2022, 19.30: Schaffhausen, Haberhaus
  • Sonntag, 6. 3. 2022, 17.00: Zürich, Bethaus Wiedikon

erwarten

Adventliche Kammermusik von Bach, Telemann, Händel, Janitsch

Vom dunklen, nachdenklichen g-moll der Triosonate Telemanns am Anfang des Konzerts bis zum überschwänglichen, freudigen D-Dur des Concert à quatre am Ende spannen wir in diesem Programm einen Bogen über verschiedene Emotionen und Gefühlszustände, die mit dem (Er-)Warten zu tun haben.
Zahlreiche Affekte wie Hoffnung und Ungewissheit, Vorfreude und Ungeduld erklingen in den unterschiedlichsten Facetten in den Werken unseres Programms.

Programm:

Georg Philipp Telemann: Sonate für Oboe, Violine + B.c. TWV 42:g5
Mesto – Allegro – Andante – Vivace

Johann Sebastian Bach: Nun komm der Heiden Heiland BWV 659
eingerichtet für Oboe, Violine, Viola und B.c.

Georg Friedrich Händel: Präludium g-moll HWV 572
Sonata à quattro g-moll HWV 404
Andante – Allegro – Adagio – Allegro

Georg Philipp Telemann: Sonate für Cello und B.c. TWV 41:D6
Lento – Allegro – Largo – Allegro

Johann Gottlieb Janitsch: Quadro für Oboe, Violine, Viola + B.c. B-Dur op. 3/1
Largo – Allegro – Vivace assai

Johann Sebastian Bach: Nun komm der Heiden Heiland BWV 36/2 (3’)
eingerichtet für Oboe, Violine und B.c.

Georg Philipp Telemann: Concert à 4 TWV 51:D6 für Oboe, Violine, Viola und B.c. (7’)
Molto Allegro – Adagio – Vivace

Mei Kamikawa, Oboe / Jonas Krebs, Violine / Dominik Klauser, Viola / Marie-Louise Wundling, Cello / Lukas Stamm, Cembalo

Daten

  • Freitag, 3. 12. 2021, 19.30: Feuerthalen ZH, reformierte Kirche
  • Sonntag, 5. 12. 2021, 17.00: Luzern, Lukaskirche

aus der tiefe

Krisenerfahrungen haben immer auch ihre Spuren in der Kunst hinterlassen. Zahllose Kunstwerke, Gedichte, Musikstücke und Bilder sind nach Ereignissen entstanden, die Menschen dazu gebracht haben, sich nach einschneidenden Erfahrungen mit ihrer Existenz auseinander zu setzen. Trauer und Trost sind dort zu spüren. Der fast dreitausend Jahre alte Text des biblischen Psalms 130 ist so ein Text, der Ängste und Hoffnungen eines Menschen beschreibt, der sich an einem Tiefpunkt seines Lebens befindet.

Die Barockzeit, insbesondere das 17. Jahrhundert in Deutschland, waren reich an Krisenerfahrungen. Nach dem dreissigjährigen Krieg folgten weitere Kriege, Epidemien und Naturkatastrophen. Es überrascht nicht, dass es also zahlreiche Vertonungen dieses Psalms gibt. Die vielleicht bekannteste stammt von Johann Sebastian Bach, der mit gerade einmal 22 Jahren diesen Text zur Grundlage einer Kantate gemacht hat. Es ist ein frühes Meisterwerk, das gewissermassen einen Endpunkt in der Entwicklung der deutschen Kantate darstellt und die Form des 17. Jahrhunderts, noch ohne italienische Einflüsse von Arien und Rezitativen zur Vollendung bringt.

Um dieses Werk herum gruppieren wir zwei Solokantaten, denen derselbe Text zugrunde liegt. Zum einen eine lateinische Vertonung des norddeutschen Komponisten Nicolaus Bruhns für Bass solo und Streicher, zum anderen eine Kantate des ebenfalls im Norden Deutschlands tätigen Komponisten (und Arzt) Johann Philipp Förtsch für Sopran, Violine und Basso continuo. Ergänzt wird das Programm durch instrumentale Kammermusik aus dieser Zeit, von Reincken und Biber, die das Panorama der Affekte in den Kantaten von Trauer und Schmerz bis zu Hoffnung und Vertrauen vertiefen und erweitern.

Programm:

Nicolaus Bruhns (1665 – 1697): De Profundis. Kantate für Bass, Streicher und B.c.
Johann Adam Reincken (1643 – 1724): aus Hortus musicus, Sonate 1 a-moll
Johann Philipp Förtsch (1652 – 1732): Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir. Kantate für Sopran, Violine, Viola und B.c.
Heinrich Ignaz Franz Biber (1644 – 1704): Balletti lamentabili a 4
Johann Sebastian Bach (1685 – 1750): Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir, BWV 131

Theresa von Bibra, Sopran / Lara Morger, Alt / Zacharie Fogal, Tenor / Konstantin Paganetti, Bass
Mei Kamikawa, Oboe / Jonas Krebs, Leonie Flaksman, Violinen / Dominik Klauser, Viola / Salome Ryser, Cello/Gambe / Lukas Stamm, Cembalo

Daten

  • Samstag, 16. 10. 2021, 19.30: Zürich, Wasserkirche
  • Sonntag, 17. 10. 2021, 17.00: Schaffhausen, St. Anna-Kapelle

Die Abenteuer des Don Quichotte

Er ist einer der grossen tragikomischen Helden der Weltliteratur und seine Abenteuer sind längst sprichwörtlich geworden: Don Quichotte.
Der Ritter von der traurigen Gestalt ist eine Figur, die uns als Menschen des 21. Jahrhunderts nach wie vor den Spiegel vorhält. In seinem hartnäckigen Festhalten an Idealen und angeblichen Traditionen und im Scheitern ist Don Quichotte geradezu ein Prototyp der menschlichen Existenz.

Der deutsche Komponist Georg Philipp Telemann hat eine Suite komponiert, in der er Ereignisse aus Cervantes’ Roman musikalisch verarbeitet. Wir nehmen diese Suite als Gerüst unseres Konzertprogramms, und füllen sie mit weiteren Stücken anderer barocker Komponisten wie Couperin, Rameau, Geminiani und Vivaldi in der Manier eines barocken Pasticcios.
So entsteht ein buntes, vielfältiges Programm, das durch die verschiedenen Abenteuer des Quichotte führt.

Jonas Krebs, Leonie Flaksman, Violinen / Dominik Klauser, Viola / Salome Ryser, Cello / Lukas Stamm, Cembalo

Daten

  • Freitag, 28. 5. 2021, 19.30: Trogen AR, reformierte Kirche
  • Samstag, 29. 5. 2021, 19.30: Zürich, Wasserkirche
  • Sonntag, 30. 5. 2021, 17.00: Schaffhausen, Sorell Hotel Rüden

Giro d’Italia

Unterwegs durch Italien – in diesem Programm wandeln wir auf den Spuren der Nordeuropäer, die wie es vom 16. bis ins 18. Jahrhundert üblich war zum Abschluss ihrer Ausbildungszeit durch Italien zu reisen, um die Schönheiten der italienischen Kultur persönlich kennen zu lernen.
Eine musikalische Reise von Mailand bis Neapel mit Werken von Sammartini, Leonarda, Albinoni, Gabrielli, Vivaldi, Veracini, Corelli und Durante.

Jonas Krebs, Violine / Meret Pellaton, Violine / Dominik Klauser, Viola / Marie-Louise Wundling, Cello / Lukas Stamm, Cembalo

Daten

  • Freitag, 23. 10. 2020, 19.30: Zürich, Volkshaus Blauer Saal
  • Samstag, 24. 10. 2020, 17.15: Einsiedeln, Grosser Saal des Klosters
  • Sonntag, 25.10. 2020, 11.00: Schaffhausen, Sorell Hotel Rüden

Carnevale Veneziano

In unserem Programm „Carnevale Veneziano“ versuchen wir, ins Venedig des ausgehenden 17. Jahrhunderts einzutauchen mit Musik voll tänzerischer Energie und ungebändigter Lebenslust.

Das Programm umfasst Werke venezianischer Komponisten wie Merula, Buonamente, Vitali, Uccellini, Marini und natürlich darf Vivaldi auch nicht fehlen.

Nevena Tochev, Violine / Jonas Krebs, Violine / Miguel Bellas, Theorbe / Jakob Herzog, Cello / Lukas Stamm, Cembalo

Daten

  • Samstag, 22. 2. 2020, 11.00 Schaffhausen, Sorell Hotel Rüden
  • Samstag, 22. 2. 2020, 18.00, Kreuzlingen, Museum Rosenegg
  • Sonntag, 23. 2. 2020, 17.00, Herisau, Museum Herisau

Ich freue mich auf meinen Tod

Eine Annäherung an Leben und Sterben im Deutschland des 18. Jahrhunderts mit Musik von Bach, Bruhns und Buxtehude

Konstantin Paganetti, Bariton
Mei Kamikawa, Oboe / Nevena Tochev, Violine / Jonas Krebs, Violine / Dominik Klauser, Viola / Jakob Valentin Herzog, Cello / Lukas Stamm, Cembalo

Nicolaus Bruhns (1665 – 1697): De profundis
Kantate für Bass, 2 Violinen und Continuo
Dieterich Buxtehude (1637 – 1707): Mein Herz ist bereit
Kantate für Bass, 3 Violinen und Continuo
Nicolaus Bruhns: Mein Herz ist bereit
Kantate für Bass, Solo-Violine und Continuo

Johann Sebastian Bach (1685 – 1750): Ich habe genug, BWV 82
Kantate für Bass, Oboe, 2 Violinen, Viola und Continuo

Daten

  • Freitag, 22. 11. 2019, 19.30: Kreuzlingen, Refektorium PMS
  • Sonntag, 24. 11. 2019, 17.00: Schaffhausen, St. Anna-Kapelle

Tickets

Billette für unsere kommenden Konzerte „Die Berechnung der Unendlichkeit“ finden Sie unter den untenstehenden Links.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Einsiedeln, Bibliothek Werner Oechslin, 29.5.2023, 19.00

Keine Abendkasse, Tickets (30.-/15.-) sind entweder im Vorverkauf via Eventfrog unter diesem Link erhältlich, oder Voranmeldung per Mail an info@bibliothek-oechslin.ch und Bezahlung vor Ort

Schaffhausen, St. Anna-Kapelle, 16.6.2023, 19.30

Konzert im Rahmen des Festivals „Schaffhauser Kulturtage“, weitere Informationen zu den Festivaltickets und zum Vorverkauf bei Schaffhauserland Tourismus hier.

Zürich, Atelier für Kunst und Philosophie, 18.6.2023, 17.00

Tickets (30.-/15.-) sind entweder im Vorverkauf via Eventfrog unter diesem Link erhältlich, oder an der Abendkasse.

Kontakt

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